Telekom holt Frauen in den Vorstand
In puncto Frauenquote prescht die Telekom vor: Zwei Frauen sind in den Vorstand eingezogen. Wie die „ARD“ heute berichtet, wird die Unternehmensberaterin Claudia Nemat bisher Direktorin bei McKinsey und wird ab Oktober Europachefin des Dax-Unternehmens. Die ehemalige baden-württembergische Bildungsministerin Marion Schick wird im kommenden Jahr Personalchefin sein.
Besseres Unternehmen dank Frauen an der Spitze
Wie Reuters dem Bericht zufolge aus Unternehmenskreisen erfuhr, fand sich auch für das Ressort Datenschutz, Recht und Compliance eine überzeugende Kandidatin. Ihren Namen wollte die Telekom allerdings noch nicht offenlegen. Dem „Handelsblatt“ soll Justiz-Staatssekretärin Birgit Grundmann hierfür in Frage kommen. Telekom-Chef René Obermann ist mit den beiden bisher gefallenen Entscheidungen jedenfalls zufrieden. Die Frauen brächten die „nötigen fachlichen und menschlichen Voraussetzungen mit um in den nächsten Jahren den Umbau der Deutschen Telekom an zwei wesentlichen Stellen des Konzerns voran zu treiben“, so seine These. Bisher waren Frauen bei den größten deutschen Unternehmen eine Besonderheit. Durch eine selbst auferlegte Frauenquote will die Telekom diesen Umstand im eigenen Haus nun ändern. Die Posten im oberen und mittleren Management sollen bis 2015 zu 30 Prozent mit Frauen besetzt werden. Mit zwei Frauen im achtköpfigen Vorstand des Bonner Telefonriesen ist die Quote im oberen Management bereits fast erfüllt.
Obermann vermarktete die Einführung der Frauenquote im März 2010 mit den Worten: „Mit mehr Frauen an der Spitze werden wir einfach besser“ werbewirksam. Ackermann, der Chef der Deutschen Bank, stieg weniger werbewirksam in das kontrovers diskutierte Dauerthema ein. Seiner Meinung nach machen Frauen in Unternehmensvorständen die Gremien „farbiger“ und „schöner“.
Die Neueinsteiger: Hoffnung und Protest
Die als Branchenkennerin bekannte Claudia Nemat soll künftig das wichtige Europa-Geschäft führen. Im Rahmen Ihrer Tätigkeit bei McKinsey betreute die 42-Jährige bereits eine Reihe von Telekom-Projekten. Wie das Unternehmen erläuterte, wirkte sie bei der neuen Unternehmensstrategie mit. Ihr neues Zuständigkeitsfeld ist wegen der Wirtschaftskrise in vielen Ländern Osteuropas und der Probleme bei der griechischen Tochter OTE eine der größten Baustellen des Konzerns. Der bisherige Europa-Vorstand Guido Kerkhoff legte sein Amt im Februar entnervt nieder. In Nemat werden wohl große Hoffnungen gesetzt. Bei Ihrer Kollegin Marion Schick war der Optimismus allerdings weniger groß. Die 52-Jährige war bis zur schwarz-gelben Wahlniederlage in Baden-Württemberg Kultusministerin des Landes und saß zuvor im Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft. Bevor sie Ministerin wurde, war sie Professorin der Hochschule München. Gegen ihre Berufung wurden umgehend Proteste laut. Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat übten zwar keine offene Kritik an Schick, verließen allerdings die Sitzung. Nach eigenem Eindruck sahen sie keine Möglichkeit, für eigene Vorschläge Aufgeschlossenheit zu finden. Mit ihrem Posten wird Schick die Nachfolgerin von Personalvorstand Thomas Sattelberger, dem geltenden „Vater der Frauenquote“.